Audio-Angebot

Der erwerbslose Mensch im Mittelpunkt:

Wie Langzeiterwerbslose der Krise der fehlenden Beschäftigung gegenübertreten und warum Gesundheitsförderung gerade dann wichtig ist
Grußwort von Charlotte Lazarus, Geschäftsführung der LVG MV

Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer,

herzlich willkommen zu unserem Audioangebot, mit dem wir Ihnen trotz der derzeitigen Situation interessante Impulse zur Gesundheitsförderung für Erwerbslose liefern möchten.

Seit 30 Jahren setzt sich die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Mecklenburg-Vorpommern für die Gesundheit der Menschen in unserem Bundesland ein und versucht dabei vor allem, ungleiche Gesundheitschancen zu verringern. Wir arbeiten nicht nur in direktem Bezug zur Ottawa-Charta und ihren Nachfolgedokumenten, sondern auch im Einklang mit Art. 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Hier heißt es: „Jeder Mensch hat das Recht auf einen Lebensstandard, der Gesundheit und Wohl für sich selbst und die eigene Familie gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen gewährleistet sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.“ Wenn wir an die Menschenrechte denken, dann kommen uns häufig Entwicklungsländer in den Sinn, Länder, in denen Krieg oder Diktaturen herrschen. Leider haben wir auch 54 Jahre nach der Ratifizierung der UN-Menschenrechtskonvention in Deutschland noch immer Gruppen, denen es ihre individuelle Lebenssituation nicht erlaubt, ihr Leben im ihnen angemessenen Maße gesundheitsförderlich zu gestalten. Sei es, dass sie aufgrund von körperlichen Einschränkungen keine Sportangebote wahrnehmen können, aufgrund finanzieller Grenzen nicht den gleichen Zugang zu medizinischen Leistungen haben wie Besserverdienende oder die Hürden zur Teilnahme an gesundheitsförderlichen Angeboten aufgrund ihres Bildungshintergrunds zu hoch sind.

Bei Erwerbslosen, insbesondere Langzeiterwerbslosen, kommen häufig mehrere dieser Hindernisse zusammen: Ein geringes Finanzbudget trifft auf einen niedrigen Bildungsstandard und zunehmende körperliche Beschwerden. Auch wenn das natürlich nicht für alle Erwerbslose gilt, gibt es leider noch immer zu viele Menschen, deren Teilhabe an gesundheitsförderlichen Angeboten durch diese oder andere Faktoren begrenzt ist. Für all diese Personen und ihre Familien setzt sich die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung seit 2017 mit ihrem Partnern ein, um so einen Beitrag zu mehr gesundheitlicher Chancengleichheit und einem menschenrechtskonformen Zugang zu Gesundheit zu leisten.

Wir hoffen, dass Sie in unserer heutigen Veranstaltung viele Anregungen und Impulse für Ihre Arbeit mitnehmen können. Gerne setzen wir unsere Ziele für ein gesundes und chancengleiches Mecklenburg-Vorpommern mit Ihnen gemeinsam um.

Nun jedoch wünschen wir Ihnen viel Spaß und interessante Impulse.

Ihre Charlotte Lazarus

Über die Wichtigkeit, die Gesundheit von Erwerbslosen zu fördern und wie das gelingen kann
(Dipl.-)Psychologen Roland Schulz & Eva Geisler – WissensImpuls

Bekannt ist, dass erwerbslose Menschen gesundheitsförderliche Angebote maßgeblich weniger in Anspruch nehmen, als arbeitnehmende Versicherte. Man weiß aber auch, dass sie sich größeren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sehen und niedrigere Chancen auf ein gesundes Leben aufweisen. Gerade deshalb ist es wichtig, die Gesundheitsförderung für Erwerbslose in den Fokus zu stellen. Aber warum werden Angebote von dieser Gruppe so wenig in Anspruch genommen. Welche besonderen Bedürfnisse weisen sie auf und wie kann eine erfolgreiche Umsetzung schon im Kleinen gelingen?
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Mit kreativen Formaten die Fähigkeiten von Erwerbslosen wecken
Dipl.-Pädagogin und Kunsttherapeutin Martina Bodenmüller – bunte-projekte.de

Erwerbslose sind mehr als die Krise ihrer Nichtbeschäftigung. Sie verfügen über viele unbeachtete Ressourcen und Bewältigungsstrategien. Wie können diese in Zeiten der Arbeitslosigkeit genutzt oder gar gefördert werden? Und welche Ansätze haben sich bewährt, Erwerbslosen ein neues Gefühl der eigenen Person mit Fähigkeiten und Kompetenzen zu vermitteln? Martina Bodenmüller zeigt dies anhand praktischer Beispiele und Ausschnitte in folgendem
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Die Rolle sozialer Beziehungsnetzwerke von Erwerbslosen
Dr. André Knabe – Institut für Soziologie und Demografie Universität Rostock

Jeder Mensch bewegt sich in Strukturen und tritt zu anderen in Beziehungen, die ihn prägen und durch ihn gleichermaßen geprägt werden. Aber welche Auswirkungen hat Erwerbslosigkeit auf die Beziehungsnetzwerke, in denen wir uns aufhalten? Können Netzwerke in Zeiten der Nichtbeschäftigung gar einen Nutzen bringen? Und wenn ja, wie muss diese Beziehung dann aussehen?
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Gesund bleiben trotz fehlender Arbeit: Die Krise als Chance begreifen
Prof. Dr. rer. medic. habil. Dipl.-Psych. Hendrik Berth – Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften Universitätsklinikum Dresden

Erwerbslosigkeit birgt zweifelsohne große Risiken für Existenz und die eigene Gesundheit. Trotzdem ist sie auch eine Zeit des Umbruchs und kann als echte Chance gesehen werden. Was kann man konkret tun, um die Folgen fehlender Beschäftigung zu mildern und die Zeit aktiv zu nutzen?
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Was das Jahr 2020 für die Gesundheit erwerbsloser Menschen bedeutet

Hintenan, statt nur dabei: Wie das Pandemie-Geschehen die soziale Ungleichheit bedingt

Prof. Dr. phil. Nico Dragano – Institut für Medizinische Soziologie Universitätsklinikum Düsseldorf

Dass die gesundheitlichen Chancen ungleich verteilt sind, ist hinlänglich bekannt. Bildung, Einkommen und Macht haben einen nicht geringen Einfluss darauf, ob Menschen gesund bleiben. Aber was passiert, wenn unterstützende Angebote und Leistungen für die ohnehin Schlechtergestellten entfallen? Welche neuen Herausforderungen kommen auf sie zu? Und welche Chancen auf ein gesundes Leben bleiben ihnen?

Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen auf die psychische Gesundheit
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier – Lehrstuhinhaberin Klinische Psychologie & Psychotherapie Universität Greifswald

Die Kontaktbeschränkungen im Zuge der Verhinderung eines nicht zu kontrollierenden Ausbruchs von Covid-19 haben das soziale Leben in Deutschland für einige Wochen weitestgehend zum Stillstand gebracht. Was für viele Menschen eine Zeit des Verschnaufens vom hektischen Alltag bedeutete, wurde für andere zur erzwungenen Einsamkeit. Doch wie verträgt unsere Gesundheit die fehlende Nähe zu sozialen Kontakten?
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Vom Ansatz zur Umsetzung: partizipative Gesundheitsförderung für Erwerbslose in der Praxis
Zsuzsanna Majzik – Seniorberaterin für soziale Projekte

Neben einer niedrigschwelligen Arbeitsweise, Bezug zur Zielgruppe und der Arbeit mit Multiplikatorenkonzepten gelten partizipative Ansätze als wichtiges Kriterium der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung. Sie bieten Beteiligungsmöglichkeiten in allen Phasen eines Projektes und erfordern von allen Mitwirkenden ein hohes Maß an Engagement. Was bewirkt Partizipation bei den Beteiligten und welche positiven Erfahrungen gibt es bereits?
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Chancen digitaler Angebote der Gesundheitsförderung und Prävention in Zeiten der Pandemie: Wie erreichen wir erwerbslose Menschen?
Prof. Dr. Viviane Scherenberg – Dekanin Prävention und Gesundheitsförderung APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft

Immer mehr digitale Intervention im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung strömen nicht zuletzt angetrieben durch die Corona-Pandemie auf den Markt. Doch die zentralen Fragen bleiben: Erreichen wir mit solchen Angeboten insbesondere vulnerable Zielgruppen, wie z. B. erwerbslose Menschen? Können wir die gesundheitliche Ungleichheit mithilfe der Digitalisierung reduzieren oder verstärkt die Digitalisierung die gesundheitliche Ungleichheit?
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