Der Carola Gold-Preis 2020 geht an Gerda Holz und Michael Wright

Am Abend des 21. September 2020 fand die diesjährige Ca­ro­la Gold-Preis­ver­lei­hung statt. Auch in diesem Jahr wurden mit Ger­da Holz und Prof. Dr. Michael Wright zwei Personen aus­ge­zeich­net, die das Wirken der Namensgeberin des Preises in besonderer Wei­se weitertragen.

Die Verleihung des Ca­ro­la Gold-Preises ist ei­ne Ak­ti­vi­tät von Ge­sund­heit Berlin-Brandenburg und den Mitgliedern des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bun­des Ge­sund­heit­liche Chan­cen­gleich­heit. Er wurde 2013 of­fi­zi­ell ge­mein­sam durch den Vorstand von Ge­sund­heit Berlin-Brandenburg so­wie dem Steuerungskreis des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bun­des ins Leben gerufen. Unterstützer für den Preis sind in ers­ter Li­nie die Landesvereinigungen für Ge­sund­heits­för­de­rung und der AWO Bundesverband. Geehrt wer­den die aus­ge­zeich­neten Personen mit ei­ner künst­le­risch gestalteten Aus­zeich­nung, die seit­her jähr­lich im Rahmen ei­ner feierlichen Abendveranstaltung auf dem Kon­gress Ar­mut und Ge­sund­heit über­ge­ben wurde.
Der Ca­ro­la Gold-Preis verdeutlicht das Anliegen, ge­sund­heit­liche Chan­cen­gleich­heit zu stär­ken, und stellt öffentliche Auf­merk­sam­keit da­für her. Nicht zu­letzt soll die Preisvergabe das An­den­ken an Ca­ro­la Gold, die in der Public Health-Szene in Deutsch­land ei­ne stark integrierende Po­si­ti­on ausgefüllt hat, im ge­mein­samen Ge­dächt­nis halten und eh­ren.

Wie so vieles in diesem Jahr, war auch die Preis­ver­lei­hung von der Pan­de­mie geprägt. Statt als ei­ne – in der Re­gel et­was ruhige, besinnliche – Abendveranstaltung auf dem Kon­gress fand sie dies­mal als „Zoom-Meeting“ im virtuellen Raum statt. Umso glücklicher waren Veranstalter und Teilnehmende, dass ei­ne schöne At­mo­sphä­re entstand und viel von dem Herzblut und der Über­zeu­gungs­kraft der Preis­trä­ge­rin und des Preisträgers spür­bar wurde.

Gerda Holz – wegweisend, anwaltschaftlich, ansteckend

Ger­da Holz ist So­zi­al­ar­beiterin und Po­li­to­lo­gin, wissenschaftliche Mit­ar­bei­te­rin am In­sti­tut für So­zi­al­ar­beit und So­zi­al­pä­da­go­gik in Frankfurt am Main. Mit der Konzipierung der AWO-ISS-Längsschnittstudien und der Be­glei­tung des Netzwerkes „Monheim für Kinder“ hat sie Meilenstei­ne der Prä­ven­ti­on von Kinderarmut in Deutsch­land geprägt. Sie ist ei­ne gefragte For­sche­rin und Be­ra­te­rin, bei­spiels­wei­se für die „Netzwerke ge­gen Kinderarmut“ in Nordrhein-Westfalen, für die „Prä­ven­ti­onsketten Nie­der­sach­sen: Gesund auf­wach­sen für al­le Kinder!“ und für den bun­des­wei­ten Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bund Ge­sund­heit­liche Chan­cen­gleich­heit.
Dr. Ant­je Richter-Kornweitz, Landesvereinigung für Ge­sund­heit und Aka­de­mie für Sozialmedizin Nie­der­sach­sen, betonte in ihrer Lau­da­tio die kindzentrierte Haltung, die Frau Holz stets mu­tig und anwaltschaftlich vertritt. „Du sagst: ‚Die richtige Fra­ge ist, ‚Was braucht das Kind?‘ und nicht, ‚Wo kön­nen wir sparen?‘‘“ Frau Holz bereichert die De­bat­ten zur Jugendhilfe und zur Ge­sund­heits­för­de­rung, sie weist un­er­müd­lich auf Verantwortlichkeiten und Handlungsspielräume hin. Folgerichtig hat sie sich, ge­mein­sam mit Frau Richter-Kornweitz, auch in der Corona-Situation schon im Ap­ril 2020 ener­gisch zu Wort gemeldet, mit dem Statement „Ar­me Kinder in der Corona-Krise nicht länger über­se­hen!“
Nachtrag: Anfang Oktober erschien ei­ne „Streit­schrift“ von Frau Holz und Frau Richter-Kornweitz: „Corona-Chronik – Grup­pen­bild oh­ne (arme) Kinder“.

Michael Wright – Lobbyist für Partizipation

Michael Wright, Professor für Me­tho­den empirischer Sozialforschung an der Katholische Hochschule für Sozialwesen Ber­lin, ist ei­ne der zentralen Personen der partizipativen community-basierten Ge­sund­heitsforschung in Deutsch­land. Wesentliche Ent­wick­lung­en wurden in den letzten 25 Jahren von ihm angestoßen, bei­spiels­wei­se als Koordinator der For­schungsbereiche Partizipative Ge­sund­heitsforschung und HIV/Aids in der For­schungsgruppe Public Health am Wissenschaftszentrum Ber­lin, als Mitinitiator des For­schungsnetzwerkes PartNet und als Lei­ter der Koordinierungsstelle des For­schungsverbundes PartKommPlus.
Tan­ja Gangarova, Deut­sche Aidshilfe, benannte sei­ne allseits geschätzten Qualitäten, „als exzellenter Wis­sen­schaft­ler, als einflussreicher gesundheitspolitischer Ak­teur, als Künst­ler der Lobby- und Vernetzungsarbeit, als charmanter Storyteller und impulsgebender Ge­sprächs­part­ner“. Sie fügte Interviews mit Weggefährt*innen Michael Wrights zu ihrer Lau­da­tio zu­sam­men, wählte hierfür al­so passenderweise ein partizipatives Vorgehen. Ihre Interviewpartner*innen wiesen im­mer wie­der auf den Paradigmenwechsel hin, den ei­ne partizipative Haltung für den For­schungsprozess bedeutet: „Die ‚hard to reach‘-Gruppen sind erfunden, jede*r ist er­reich­bar“.
Ein weiterer großer Schritt, den Michael Wright als Mit­he­raus­ge­ber und Mit­au­tor verantwortet: Im Sprin­ger Wissenschaftsverlag ist kürz­lich der Sam­mel­band „Partizipative For­schung. Ein For­schungsansatz für Ge­sund­heit und sei­ne Me­tho­den“ erschienen, on­line vollständig frei verfügbar: link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-658-30361-7.

Newsletter Gesundheitliche Chancengleichheit, Ausgabe Oktober 2020