#Thema des Monats: Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung ist ein weites Feld, soviel ist klar. Wenn man von Gesundheit spricht, dann gibt es bestimmt mindestens so viele Meinungen wie Menschen. Jeder hat seine ganz eigene Vorstellung davon, was Gesundheit bedeutet, und damit auch seine eigene Vorstellung davon, wie diese zu fördern ist.

Ganz so individuell ist es jedoch nicht, denn zum Glück gibt es verschiedene Institutionen, die uns mit Definitionen und Arbeitsgrundlagen versorgen. Für den Begriff Gesundheitsförderung finden wir z. B. in der Ottawa-Charta von 1986 folgendes: „Gesundheitsförderung ist der Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie dadurch zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.“ [1].

Ganz schön sperrig, so eine Definition. Nehmen wir uns einmal die Einzelteile vor:

1. Prozess: Gesundheitsförderung ist ein Leben lang möglich und nötig. So, wie „gesund“ kein unveränderlicher Status ist, ergeben sich mit wechselnden Lebenssituationen auch immer wieder neue Ansatzpunkte für die Gesundheitsförderung.

2. Menschen: Klar, es geht um Menschen. In der Gesundheitsförderung bleibt der Einzelne jedoch selbst aktiv, soll selbst bestimmen und entscheiden, was und wie die Gesundheit gestärkt werden kann. Im Gegensatz zur medizinischen Versorgung und zum Patienten, hat der Mensch in der Gesundheitsförderung alles selbst in der Hand. Alle Angebote sind freiwillig, die Selbstbestimmung steht im Vordergrund und unsere Aufgabe als Akteur der Gesundheitsförderung ist „nur“, Angebote zu machen und Menschen zu befähigen.

3. befähigen: Das gucken wir uns noch einmal genauer an. Wenn Menschen erst befähigt werden müssen, kann dann keiner von alleine gesund sein oder seine Gesundheit stärken? Natürlich gibt es in nahezu jeder Situation die Möglichkeit, eine „gesunde“ Entscheidung zu treffen. Oft genug ist die Wahl aber doch nicht so einfach, weil Hindernisse bestehen. Vielleicht weiß ich bereits, wie ich mich verhalten sollte, kann es aber aufgrund finanzieller Einschränkungen nicht umsetzen. Oder mir ist mein „falsches“ Verhalten noch gar nicht bewusst. Oder ich weiß, was ich tun sollte, hätte auch das Geld dafür, aber es gibt kein Angebot, das mich unterstützt. Das Befähigen setzt daher nicht nur am einzelnen Menschen (Verhaltensorientierung) an, sondern auch an seinen Lebensbedingungen (Verhältnisorientierung). Gesundheitsförderung heißt also auch, Veränderungen anzustoßen, um bessere Verhältnisse und tatsächliche Entscheidungsmöglichkeiten zu schaffen.

Sind wir damit nun schlauer? So richtig wohl noch nicht. Einfacher wird es, wenn wir konkret werden. Gesundheitsförderung kann zum Beispiel die Verbesserung des Schulessens sein oder die bewegungsfreundliche Gestaltung eines Parks. Oder Gesprächsangebote zur seelischen Gesundheit und Konfliktbewältigung in der Schule. Genauso können aber auch Seniorensport, Besuchsdienste und Essen auf Rädern dazu gehören. Oder die bewegte Pause im Büro, Elterncafés, Sportvereine, Spaziergänge im Wald und und und… .

Viele Bereiche der Gesundheitsförderung überschneiden sich übrigens mit dem Präventionsansatz. Doch während es bei der Prävention in erster Linie darum geht, eine bestimmte Krankheit zu verhindern, hat sich die Gesundheitsförderung von dieser Sichtweise gelöst. Uns geht es darum, in jeder Situation positive Effekte für die Gesundheit zu schaffen, auch wenn das vielleicht aus einer medizinischen Sicht nicht nötig oder nicht möglich erscheint. Und so ist zwar jedes Präventionsangebot auch gesundheitsförderlich, aber nicht jedes Angebot der Gesundheitsförderung ist auf die Verhinderung einer Krankheit ausgerichtet. Und übrigens, auch wenn es praktisch klingt, Gesundheitsprävention ist genaugenommen die Verhinderung von Gesundheit. Das Wort also am besten schnell vergessen!

Obwohl wir uns als Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Mecklenburg-Vorpommern e. V. vorwiegend auf die Themen Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit in Lebenswelten konzentrieren, kann Gesundheitsförderung auf individueller Ebene tatsächlich so vielfältig sein wie das Leben selbst. Das wohlige Gefühl beim bewussten Genießen eines Stücks Schokolade, die Freude bei einem Spieleabend mit der Familie oder die rosigen Wangen nach einem Winterspaziergang – Gesundheitsförderung hat viele Facetten und Sie wissen am besten, was Ihnen guttut.

Falls Sie dennoch neugierig sind, wie z. B. Gesundheitsförderung in Kitas und Schulen aussehen kann, oder Sie Ideen für Ihr individuelles Gesundheitsförderungs-Programm suchen, schauen Sie doch einmal in unsere Projekte und Themenfelder .


[1] Ottawa-Charta, deutsche Übersetzung: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0006/129534/Ottawa_Charter_G.pdf?ua=1