Im Notfall zählt jede Minute. Der Patient kann nicht sprechen, Angehörige sind überfordert. Sanitäter und Notärzte wissen nicht, welche Krankheiten der Patient hat und welche Medikamente er nimmt. Die neue Notfalldose im Kühlschrank erleichtert Rettungskräften die Arbeit.
Die Notfalldose ist eine einfache weiße Plastikdose. Der grüne Aufkleber mit dem weißen Kreuz deutet darauf hin, dass sich in der Dose Hinweise auf medizinische Patienten-Informationen befinden. Auf dem Zettel, der sich in der Dose befindet ist ein zusammengefaltetes A4 Blatt, auf dem Ärzte und Sanitäter wichtige Hinweise finden.
„Auf dem Zettel stehen wichtige Grunderkrankungen, Allergien, welche Medikamente eingenommen werden und die Nummer des Hausarztes und wer im Notfall noch zu informieren ist“, sagt die Frankfurter Apothekerin Beate Mika, die von der Idee der Notfalldose begeistert ist. „Alleinerziehende können eintragen, wann und wo ihr Kind abgeholt werden muss. Damit ist klar, die Notfalldose für alle gedacht, nicht nur für alte Menschen“, sagt Beate Mika.
“Im Notfall zählt jede Minute”, sagt Dr. Bernhard Flasch, Notarzt im Frankfurter Klinikum. “Aus notärztlicher Sicht ist die Dose ein unglaublicher Fortschritt. Denn wir sparen Zeit. Zeit, die dem Patienten fehlt, da wir oft lange nachfragen und suchen müssen”, so Flasch.
Die Idee der Notfalldose kommt aus Irland und Großbritannien. Es geht darum, ein einheitliches System für alle zu schaffen. Also kommt es darauf an, dass die Dose in jedem Haushalt am gleichen Ort steht. „Was nutzen die wichtigsten Informationen, wenn der Sanitäter sie nicht findet“, sagt Apothekerin Beate Mika.
Einen Kühlschrank gibt es in jedem Haushalt. Zur Dose gehört ein zweiter grüner Aufkleber mit einem weißen Kreuz. Der wird an die Haustür geklebt. So wissen die Sanitäter, dass es eine Notfalldose in der Wohnung gibt. „Der Kühlschrank ist ein Ort, der leicht zu finden ist“, sagt Notarzt Dr. Bernhard Flasch. „Ansonsten müssten wir die Schränke durchwühlen, wenn der Patient es uns erlaubt oder bei den Angehörigen nachfragen, die oft aufgeregt und überfordert sind.“
Die Idee mit der Notfalldose ist so simpel, dass sich jeder fragt, warum es diese Dose nicht schon längst in Deutschland gibt. Die Iren und die Briten haben es uns vorgemacht. In der Schweiz und Österreich gibt es in vielen Haushalten die Notfalldose.
„Seit 2014 gibt es die Notfalldose in Deutschland und ich glaube gute Dinge brauchen vielleicht etwas mehr Zeit“, sagt Notarzt Dr. Bernhard Flasch. In Brandenburg sind es vor allem die Landkreise Teltow-Fläming und Oder-Spree. Dort wird die Verteilung der Notfalldosen über die Seniorenbeiräte der Landkreise organisiert. Detlef Gasche ist Vorsitzender des Seniorenbeirates im Amt Odervorland.
Er hat Geld im Amtshaushalt locker gemacht und 500 Dosen gekauft. Bei den Senioren Weihnachtsfeiehern in den Dörfern im vergangenen Dezember hat Gasche jedem eine Notfalldose geschenkt. „Eine Dose kostet 1 Euro 33 das sollten uns unsere Senioren doch Wert sein. Vor allem, wenn wir damit Leben retten können“, sagt Detlef Gasche. Da die Seniorenbeiräte große Mengen einkaufen, ist die Dose so preiswert. Apotheker bestellen nur kleine Mengen. Deshalb kostet die Notfalldose in der Apotheke zwischen 6 und 7 Euro.