Stellungnahme Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit und psychiatrische Versorgung

im Zuge der COVID-19-Pandemie kam es in Deutschland zu erheblichen gesellschaftlichen Einschränkungen. Neben der Gesundheitsgefahr durch eine Coronavirus Infektion gingen die pandemiebedingten Schutzmaßnahmen zur Verringerung des Infektionsgeschehens wie Lockdowns, Hygiene- oder Quarantäne-Maßnahmen sowie der teilweise Stillstand des öffentlichen Lebens bei vielen Menschen und Familien mit psychosozialen Belastungen, Ängsten und Unsicherheit einher.

Auch wenn in den letzten Wochen ein deutlicher Rückgang der Inzidenzzahlen verzeichnet werden kann, waren viele Menschen über ein Jahr und teilweise immer noch erheblichen psychosozialen Belastungen ausgesetzt. Vor allem Personen mit einer ausgeprägten Vulnerabilität für psychische Beeinträchtigungen oder mit vorbestehenden psychischen Erkrankungen gehören zu einer Risikogruppe, welche besonders von den psychosozialen Belastungen durch die COVID-19-Pandemie betroffen sind. Gleichzeitig kam es während der Lockdowns zu zahlreichen Einschränkungen der psychiatrischen, psychotherapeutischen, psychosozialen und allgemeinen gesundheitlichen Versorgung, wodurch sich insbesondere die Situation von erwachsenen Menschen mit psychischen Erkrankungen, psychisch belasteten Kindern, Jugendlichen und Familien sowie älteren Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen über mehrere Monate hinweg erheblich verschlechtert hat. Auch Mitarbeitende des Gesundheits- und Sozialwesens waren lange Zeit und sind teilweise immer noch erheblichen Belastungen ausgesetzt.

Zahlreiche internationale und deutschsprachige Studien verweisen auf die negativen Langzeitfolgen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit und Versorgung der benannten Zielgruppen. Es ist zu erwarten, dass die bestehenden Versorgungssysteme längerfristig mit den Folgen der COVID-19-Pandemie konfrontiert werden.

Im Rahmen einer Stellungnahme zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit möchten wir, der Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und das Institut für Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. ausgehend von den Erfahrungen aus der Praxis und den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auf die prekäre Versorgungs- und Lebenssituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen während der Pandemie aufmerksam machen. Zudem wollen wir auf die Langzeitfolgen der pandemiebedingten Maßnahmen im Hinblick auf die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, älteren Menschen und Mitarbeitenden des Gesundheits- und Sozialwesens verweisen. Unser Anliegen besteht unter anderem darin, durch Empfehlungen eine Verbesserung der gesundheitlichen Prävention, Behandlung und Versorgung vor allem für besonders vulnerable Personengruppen in Mecklenburg-Vorpommern anzuregen.

Hierzu gehören unter anderem:

  • Stärkere Berücksichtigung der Langzeitfolgen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit in der Politik zur Pandemiebekämpfung von Mecklenburg-Vorpommern
  • Fokussierung stark beeinträchtigter und vulnerabler Zielgruppen bei der Gesundheitsprävention während und nach der Pandemie
  • Ausbau von aufsuchenden psychosozialen Unterstützungs- und Beratungsangeboten
  • Ausbau und Finanzierung von digitalen Unterstützungs- und Beratungsangeboten
  • Differenzierung der Schutzverordnungen und Maßnahmen hinsichtlich der Unterstützungsbedarfe von psychisch erkrankten Menschen
  • Unterstützung von Trägern und Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens zur Reduktion der psychischen Belastungen während der Pandemie bei den Mitarbeitenden

Die vollständige Stellungnahme können Sie als PDF im Anhang dieser E-Mail oder auf unserer Seite www.sozialpsychiatrie-mv.de abrufen. Zudem möchten wir Sie auf die beiden Forschungsprojekte des Instituts Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V., des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Universitätsmedizin Rostock zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychiatrische und psychosoziale Versorgung von psychisch erkrankten Menschen in Mecklenburg-Vorpommern aufmerksam machen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier: https://www.sozialpsychiatrie-mv.de/PDF/Ankuendigung_COVID-19.pdf Die Onlinebefragung des Instituts für Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und des Landesverbandes Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. startet morgen.

Quelle: Informationsmail des Landesverbands Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. vom 01.06.2021